Am
nächsten Tag folgte dann die Bestätigung, der Weltverband
entschied auf kein Punktabzug, weil ein Abzug einen unfairen Einfluß
auf das Turnier und seinen Verlauf hätte (oder so ähnlich,
die Erklärung klang ein wenig bizarr). Also gingen wir zuerst
mal Karten für die Zwischenrunde kaufen. Allerdings saß
diese Beinahe-Katastrophe doch recht tief. Wie konnte der DEB-Führung
nur ein derartiger Fehler passieren, die Lebensläufe der Spieler
sollten doch ausreichend bekannt sein. Zuerst das Doping-Desaster
mit Busch, den man auch noch spielen lässt und dann der
"Rechenfehler" Holland. Am vorigen Abend wurde von ein paar
Fans eine Protestaktion gegen das Management und insbesondere Franz
Reindl beschlossen, der für dieses Debakel verantwortlich
zeichnete. Es sollte als Deutschland-Choreo anfangen, mit Papierbögen
in den passenden Farben und beim Umdrehen dann die Protestbotschaft
"Auf dem Eis Profis, unten Amateure, Reindl raus". Nach ein
paar Fragen bei einem Copyshop fanden wir dann bei einer örtlichen
Staples-Filiale alles notwendige.
Attacke
beim Abmessen der Bögen und Plakate.
Monika erklärt der Angestellten den Sinn der Sache.
Die
Angestellte in der Kopierabteilung war beim Erstellen sehr hilfreich
und regelrecht begeistert bei einer Aktion der "funny Germans"
mitzuwirken, sie wollte sich nämlich auch unser Spiel anschauen.
Ich weiss aber nicht, ob sie den Sinn verstanden hat, obwohl wir ihr
den Text erklärten. Zurück im Hotel wurden dann die Bögen
mit den jeweiligen Sprüchen versehen und eingetütet.
Der
Frühstückraum wurde großflächig in Beschlag
genommen.
Ein
genauer Blick auf die "bösen" Plakatbögen.
Da die Aktion so
kurzfristig war, mögen sich einige sicher etwas überrumpelt
gefühlt haben, bei so etwas mitzumachen. Aber wie ich finde, war
es eine legitime Meinungsäußerung vieler Fans, die mit der
publikumswirksamsten Art durchgeführt wurde. Immerhin wären
in anderen Verbänden (oder Firmen) nach den ganzen Pannen schon
Köpfe gerollt oder es hätte zumindest Folgen gehabt. Das
Spiel selbst begann recht unglücklich, Pätzold ließ
sich innerhalb kürzester Zeit drei Eier reinlegen. Diesem
Rückstand lief die Mannschaft hinterher, kam aber langsam ran
und erzielte sogar den Ausgleich. Mehr ging aber nicht dank einiger
fragwürdiger Schiedrichterentscheidungen, die Team USA einen
Überzahltreffer und dann noch einen Emptynetter ermöglichten.
Die Mannschaft zeigte dann auch ihre Meinung zu der Fanaktion, sie
fuhr nach Spielende geschlossen und ohne Gruß vom Eis. Später
am Abend dann erfuhren wir von dann auch von der neuesten Kalamität
des DEB: Ein Bundestrainer beschimpft die eigenen Fans! Hallo, geht's
noch? Natürlich gibt es auch andere Wege des Protestes, aber
wohl kaum einen mit so einer Breitenwirkung. Das uns dann aber
vorgeworfen wurde, wir hätten die Spieler damit irritiert und
damit die Niederlage verursacht, das war eine echte Unverschämtheit!
Herr Krupp hat wohl noch zuwenige Spiele in Deutschland besucht, wenn
er sich über sowas aufregt. Jedenfalls führte das zu
einigen zornigen Emails an deutsche Eishockeymedien mitten in der
Nacht. Ich frage mich ja, was sich die Hotelangestellten gedacht
haben, bei sovielen erregten Leuten rings um den Internet-PC.